Geistlicher Kommentar zum Krieg der Hamas gegen Israel
Shownotes
Entschuldigung für die schlechte Tonqualität.
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Im Gottesdienst am 15.10.2023.
Ihr alle habt von den brutalen Angriffen der Hamas aus dem Gazastreifen gegen Israel gehört, gelesen, gesehen. Ich brauche euch nicht erzählen, was dort bisher vorgefallen ist.
Ich will kurz deutlich machen, welche Einstellung wir als Christen in Deutschland dazu haben sollen.
Zum einen: Gewalt ist immer und auf jeden Fall zu verurteilen. Christen lehnen sie in jeder Form ab. Völlig unabhängig davon, von wem sie ausgeübt wird.
Menschen, die Jesus Christus folgen, wollen ihm so gut wie möglich gehorchen, wenn er sagt: „Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch deine andere Backe hin!“ (Matthäus 5,39), und: „Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen! (Matthäus 5,44).
Menschen, die Jesus Christus folgen, wollen ihm so gut wie möglich gehorchen, wenn er sagt: Wir wissen, dass wir an diesen Geboten Jesu immer wieder scheitern. Aber wenn wir das Evangelium von der Liebe Gottes predigen, muss es unser Ziel sein, nach diesen Geboten zu leben. Darum können wir auf keinen Fall Gewalt als gut bezeichnen.
Menschen, die Jesus Christus folgen, wollen ihm so gut wie möglich gehorchen, wenn er sagt: Das diese Welt nicht das Paradies ist, ist uns allen klar. (Folie)
Menschen, die Jesus Christus folgen, wollen ihm so gut wie möglich gehorchen, wenn er sagt: Wenn in dieser Welt eine Partei die andere mit Gewalt angreift, dann wird die angegriffene Partei Gewalt verwenden, um den Angriff abzuwehren. Das ist zwar völkerrechtlich erlaubt. Aber das macht Gewalt nicht gut, sondern sie bleibt böse.
Zum Zweiten: Menschen, die zu Deutschland gehören, stehen in der Tradition von Deutschland. Das bedeutet, dass sie an den Segnungen dieses Staates teilhaben. Und sie erben die Schuld dieses Staates und dieser Volksgemeinschaft. Deutschland hat Schuld auf sich geladen mit den Kriegen, die es in der Vergangenheit angefangen hat. Ebenso hat es Schuld auf sich geladen, mit der Gewalt, die es in Kolonien ausgeübt hat. Vieles von dieser Schuld ist aufgearbeitet worden. Vieles aber auch nicht.
Zum Zweiten: Im sogenannten 3. Reich hat Deutschland eine Schuld unter anderen auf sich geladen, indem es einen Genozid – einen Völkermord – an den Juden auf der ganzen Erde versucht hat. Juden umgebracht worden. Heute leben im Staat Israel ca. 7 Millionen Juden. Im Namen Deutschlands sind zwischen 1933 und 1945 fast so viele Juden umgebracht worden, nämlich 6 Millionen.
Zum Zweiten: Nach 1945 sind sich die Deutschen einig geworden, dass diese Schuld an den Juden nicht getilgt werden kann.
Zum Zweiten: Es gehört seitdem zur deutschen Staatsraison, dass Deutschland als Staat und Deutschland als Volk an der Seite der Juden in aller Welt steht. Wenn heute Juden angegriffen werden, mit dem Ziel sie zu vernichten, dann nimmt Deutschland das persönlich.
Zum Zweiten: Menschen, die sich freuen, wenn Juden getötet werden, gehören nicht zu Deutschland. Es ist völlig egal, ob sie sich laut freuen, oder ob sie sich im Stillen freuen.
Zum dritten: Als Menschen, die Jesus Christus nachfolgen haben wir ein besonderes Verhältnis zum jüdischen Volk. Unser Gott und Retter Jesus Christus ist Jude. Wir glauben an den Gott der Juden, der sich dem Mose mit dem Namen Jahwe vorgestellt hat. Die Heilige Schrift der Juden ist auch unsere Heilige Schrift.
Der Apostel Paulus sagt es sinngemäß so (Römer 11,17ff): Das Volk der Juden ist wie ein edler Ölbaum. Und die Menschen, die an Jesus Christus glauben, sind wie wilde Ölzweige, die in den edlen Ölbaum eingepflanzt werden und dadurch auch edel werden.
Der Apostel Paulus sagt es sinngemäß so (Römer 11,17ff): Das gilt für jeden Menschen, der an Jesus Christus glaubt, egal aus welcher Nationalität und aus welchem Volk er stammt.
Der Apostel Paulus sagt es sinngemäß so (Römer 11,17ff): Durch den Glauben an Jesus Christus sind wir adoptierte Juden.
Ob alle die Juden, die von Abraham abstammen von Gott als sein Volk angesehen werden, das können wir nicht beurteilen. Wir richten nicht über die Juden, wie sie ihren Glauben leben, oder nicht leben. Wir wissen dies: Gott hat die Juden zu seinem heiligen Volk gemacht. Das hat er immer wieder bestätigt, auch wenn sie Fehler gemacht haben.
Zum Vierten: Menschen die deutschen Wurzeln haben und Menschen die Jesus Christus folgen, haben ein kritisches Verhältnis zu dem politischen Staat Israel. Ob das, was die Regierung in Israel tut – und ob das, was die Menschen im Staat Israel tun in den Augen Gottes richtig ist oder falsch, das werden wir nicht beurteilen. Das ist Gottes Sache.
Zum Vierten: In der jüdischen Bibel in den Büchern der Könige wird immer wieder berichtet, dass Könige in Israel die Regierung so führten, dass es Gott nicht gefiel. Dennoch hat Gott dem Volk Israel – und in der Nachfolge dem jüdischen Volk – niemals gesagt, dass es nicht sein auserwähltes Volk ist.
Im Gegenteil: er hat an Israel und an den Juden festgehalten. Aus dem Volk der Juden kommt mit Jesus Christus die Rettung für alle Menschen.
Zum Schluss: Wenn uns auch die Politik der israelischen Regierung möglicherweise nicht gefällt – es bleibt dabei: die Juden sind Gottes auserwähltes Volk. Menschen, die Jesus Christus nachfolgen, sind mit den Juden aufs Engste verbunden. Wenn Juden getötet werden, dann ist das für Christen eine Familienangelegenheit.
Zum Schluss: Für Menschen, die deutscher Herkunft sind kommt dazu, dass sie durch ihre Volksgeschichte Schuld auf sich geladen haben, durch die sie sich verpflichtet sehen, an der Seite der Juden zu stehen.
Daraus folgt: Menschen in Deutschland mit Wurzeln im deutschen Volk und Menschen in Deutschland die Jesus Christus nachfolgen stehen an der Seite der Juden, die in Israel und auf der ganzen Welt leben. Wir sind durch Schuld und durch unseren Glauben aneinander gebunden.
Daraus folgt: Wenn du ein Mensch mit deutschen Wurzeln bist, dann wirst du dich auf keinen Fall freuen, dass Juden in Israel oder sonst auf der Welt wegen ihres Judeseins getötet werden.
Daraus folgt: Wenn du nicht deutsche Wurzeln hast, aber an Jesus Christus glaubst, dann bist du durch deinen Glauben geradezu familiär an die Juden gebunden. Und du wirst dich nicht freuen, wenn Juden in Israel oder sonst auf der Welt wegen ihres Judeseins getötet werden.
Wenn du nicht deutsche Wurzeln hast und nicht an Jesus Christus glaubst, dann wisse dies: Du lebst in Deutschland. Und zu Deutschland gehört es, dass Saat und Volk an der Seite der Juden und Israels stehen. Damit musst du dich einrichten, wenn du in Deutschland lebst. Damit müssen sich auch manche einrichten, die deutsche Wurzeln haben.
Wenn du nicht deutsche Wurzeln hast und nicht an Jesus Christus glaubst, dann wisse dies: Wenn du deutsche Wurzeln hast und an Jesus Christus glaubst, dann bist du aufgerufen, alles zu tun, damit in deinem Umfeld nichts getan wird, das Gewalt säht oder gutheißt. Und du wirst nichts tun oder sagen, dass die Gewalt gegen Juden oder Israel verharmlost, relativiert oder gut nennt.
Wenn du nicht deutsche Wurzeln hast und nicht an Jesus Christus glaubst, dann wisse dies: Die Verantwortung gegenüber den Juden ist für Christen in Deutschland keine Rechtfertigung, Gewalt gegen irgendjemand anzuwenden oder eine andere Gruppe von Menschen zu Feinden zu machen.
Wenn du nicht deutsche Wurzeln hast und nicht an Jesus Christus glaubst, dann wisse dies: Thorsten Wader, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Wuppertal-Barmen
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