Der Heilige Geist - das unbekannte Gespenst?
Shownotes
Am 19.1.2025 ging es in der Freien evangelischen Gemeinde Wuppertal Barmen mal wieder um den Heiligen Geist. Was sagt man in einer Gemeinde die nicht pfingstkirchlich und nicht charismatisch ist? Pastor Thorsten Wader schaut in die Bibel und berichtet von erfahrungen mit dem geist Gottes.
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Wir gehen davon aus, dass der Heilige Geist bei uns am Werk ist. Das ist so normal, dass wir gar nicht drüber reden. Was bedeutet es, dass der Heilige Geist den Christen gegeben ist? Wer ist das überhaupt? Wie gehen wir mit ihm um? Und wie reden wir von ihm?
Der Heilige Geist ist ein Geist des Dienstes. Er soll vermitteln zwischen Mensch und Gott. Er soll uns lehren wie ein Lehrer. Er soll uns erinnern, was Jesus gesagt hat, wie ein Historiker.
Stell dir vor, du bist zum Tee bei King Charles eingeladen. Da muss dir jemand erklären, wie man sich benimmt. Du musst auf die Etikette und das Protokoll achten. Dafür gibt es den Zeremonienmeister. Und es gibt Übersetzer. Denn dein Englisch ist nicht gut genug, um mit dem König zu sprechen.
Wenn wir in den Gottesdienst gehen, betreten wir den Thronsaal Gottes. Hier ist ein heiliger Ort! Wir wissen als natürliche Menschen nicht, wie wir uns darin benehmen sollen. Der Heilige Geist ist für uns der Zeremonienmeister und Übersetzer in der Gegenwart Gottes. Er dient uns, damit wir bei Gott sein können. Er dient Gott, indem er uns weiter gibt, was Gott uns sagen will.
Der Heilige Geist dient uns, indem er uns beibringt, Gott Papi zu nennen. Paulus hat tatsächlich das aramäische Wort für Papi oder Vati aufgeschrieben. In Persisch, Portugiesisch, Albanisch und Indonesisch klingt das ganz ähnlich, oder?
Paulus spricht von der Frucht des Heiligen Geistes. Merke: Frucht in der Einzahl. Es geht nicht um mehrere Früchte, aus denen man sich eine aussuchen kann, Paulus hat immer 3 Begriffe geschrieben und dann erst ein Komma gesetzt. So geht es ihm vermutlich gar nicht um 9 verschiedene Eigenschaften. Sondern es geht um 3 Super-Eigenschaften. Liebe-Freude-Friede, Langmut-Freundlichkeit-Güte, Glaube-Sanftmut-Selbstbeherrschung.
Diese drei „Bindestrich-Eigenschaften“ sind zusammen eine einzige Super-Frucht, die nur der Heilige Geist wirken kann. Er wirkt in uns diese 3 „Bindestrich-Eigenschaften“, die aus insgesamt 9 positiven Eigenschaften bestehen.
Und für welchen Zweck? Wir sollen damit dienen! Die Liebe Gottes soll durch unsere Persönlichkeit in der Welt aufleuchten.
Die Gaben des Heiligen Geistes nach 1Kor: Worte der Weisheit, Worte des Wissens (der Erkenntnis), Glaube, Gabe der Heilung, Wunderkräfte, Prophetie, Unterscheidung der Geister, verschiedene Sprachen, Übersetzung dieser Sprachen. Und alles unter der Überschrift: „Der eine Geist schenkt sie: Zum Nutzen für alle!“
Auch hier ist der Heilige Geist ein Geist des Dienens. Mit seinen Gaben sollen sich alle in der Gemeinde gegenseitig dienen. Paulus benutzt das Bild vom Körper. Christus ist das Haupt des Gemeindekörpers. Alle, die zu Christus gehören, sind Körperteile. Sie müssen sich gegenseitig dienen, damit der Körper des Christus funktioniert.
Wer zu Christus gehört, der gehört sich nicht mehr selbst. Der Heilige Geist zieht bei ihm ein. Und es ist unsere Aufgabe, ihm Platz zu machen in seiner Wohnung. Denn unsere Körper sollen sein Tempel sein. Jeder, der dir begegnet soll wissen, wer in deinem Geist wohnt. Das wissen die geistlichen Mächte und Gewalten. Die Menschen um dich herum sollen es auch wissen. Du bist versiegelt mit dem Heiligen Geist. Du gehörst Gott. Sein Namensschild steht an dir. Du wirst bewohnt von Gottes Geist. Das hat Konsequenzen für unser Leben! Wie wird sichtbar, dass der Heilige Geist in uns wohnt? Das muss doch beeindruckende Wirkungen hinterlassen?
Schauen wir uns noch einmal die Wirkungen an, die Paulus aufgeschrieben hat. Liebe-Freude-Friede. Langmut-Freundlichkeit-Güte. Glaube-Sanftmut-Selbstbeherrschung. Einheit. Worte der Weisheit, Worte der Erkenntnis, Glaube, Gabe der Heilung, Wunderkräfte, Prophetie, Unterscheidung der Geister, verschiedene Sprachen, Übersetzung der Sprachen.
Heilung, Wunderkräfte, Prophetie sind die Gaben, die spektakulär sein könnten. Die Heilungen, bei denen ich dabei war, sind aber in der Stille geschehen. Sie haben weniger ein begeistertes Jubeln ausgelöst. Vielmehr kamen erleichtertes Aufatmen. Stille, tiefe Dankbarkeit, die zu Tränen rührte. Freude, Frieden und Ruhe. Wer es erlebt, für den ist es spektakulär. Aber es ist gleichzeitig so intim, dass es eine seelische Vergewaltigung wäre, so etwas im Fernsehen zu zeigen. Eine besondere Heilung war für mich: Meine Mutter wurde mit Ende 70 von Parkinson geheilt. Eigentlich unheilbar. Das geschah in einem langen Prozess durch die Liebe der Geschwister in der Gemeinde in Gevelsberg. Ich habe verschiedene Wunder erlebt. Da waren kleine Überraschungsmomente Und es gab große Ereignisse, in denen eine ganze Gruppe von Menschen in einem Prozess vom Bösen zum Guten verändert wurde.
Durch gelebte Liebe geschehen mehr Heilungen und Wunder als durch donnernde Prediger, die aufgeregt hin und herlaufen. Die stehen auf dem Markt und an den Ecken. Sie laufen über die großen Bühnen, damit alle sie sehen. Jesus sagt: Sie haben ihren Lohn schon bekommen.
Die Superfrucht aus Galater 5 kommt nicht laut daher. Wir erleben sie, indem wir liebevoll miteinander umgehen. Das bringt keine Spektakel. Wir machen die anderen nicht zu „Opfern“ unserer Nächstenliebe. Sondern wir bringen einen fröhlichen Frieden, in dem Menschen sich entwickeln und frei leben können.
Worte der Weisheit und Worte des Wissens. Die tauschen wir in unseren Bibelstunden, Gebetsstunden und Hauskreisen, usw. aus. Da erleben wir, dass diese Gaben weit verbreitet sind bei uns.
Vergangenen Dienstag in der AGW per Zoom haben wir das erlebt. Wir waren nur zu viert. Da kann man enttäuscht sein, dass es nur so wenige waren. Aber wir sind nach 2 Stunden auseinandergegangen und waren reich beschenkt. Wir waren geradezu beglückt durch unsere Gespräche über den Glauben. Wir hatten viel voneinander gelernt. Wir haben dankbar dieses Geschenk des Heiligen Geistes entgegengenommen. Wenn dir Worte der Weisheit und der Erkenntnis fehlen, dann besuche unsere Kreise. Dort begegnest du der Wirkung des Heiligen Geistes.
In Seelsorge und Predigt wird viel Prophetisches gesagt. Prophetie bedeutet: Gott will einem Menschen oder seinem Volk/seiner Gemeinde etwas zur Lage sagen. Gott beauftragt bestimmte Menschen, diese Worte weiterzugeben. Dieser Beauftragte ist dann der Prophet. Und die Empfänger der Prophetie sind dann die Beschenkten.
Manches wichtige Wort von Gott müssen wir uns von den Glaubensgeschwistern sagen lassen. Dietrich Bonhoeffer meinte: „Der Christus im Anderen ist immer stärker als der in der eigenen Seele. Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders und der Schwester.” Wir brauchen einander. Denn Gott redet durch die Glaubensgeschwister zu uns.
Die Gabe der Prophetie liegt in der Regel bei Seelsorgern und Predigern. Wenn du in Predigt oder Seelsorge etwas hörst, das dich in deinem Leben weiterbringt – das dich näher an Gott heranbringt – dann ist Prophetie geschehen. Das geschieht in den Seelsorge-Gesprächen nach dem Gottesdienst ständig. Prophetie ist darum erst mal nichts Spektakuläres. Sie ist immer da, wenn die Gemeinde Christus folgt und im Gebet vor Gott ist. Wäre Prophetie nicht da, würden wir in die Irre laufen und unseren Glauben verlieren. Aber sie geschieht oft in der Stille und selten spektakulär laut.
Ohne die Unterscheidung der Geister können Älteste nicht die Gemeinde leiten. Wäre diese Gabe nicht bei den Ältesten dieser Gemeinde, dann gäbe es sie spätestens seit den 1980er Jahren nicht mehr. Meine Vorgänger August Jung und Hartmut Weyel haben seit den 1960er Jahren angefangen, die Geschichte des Bundes FeG zu erforschen. Wenn der Geist der Historiker die Gemeinde ergriffen hätte, wäre hier heute ein Museum. Der Unterdörnen ist aber eine lebendige Christus-Gemeinde. Denn die Ältesten und Pastoren haben die Gemeinde im Geiste Jesu weiter geführt, und nicht im Geist von Historikern.
Wenn wir uns bewusst werden, dass der Heilige Geist da ist und bei uns und in uns handelt, dann muss man doch in Verzückung geraten? Dann springt man auf und tanzt und jubelt! Außer man heißt Thorsten Wader. Die ganze Woche begleitet mich der Heiligen Geist. Er sitzt mit am Schreibtisch. Er spricht, fühlt und handelt, wenn ich in der Seelsorge mit Lebenden spreche. Er spricht und fühlt und handelt, wenn ich Sterbende begleite. Er tröstet bei Beerdigungen. Wenn ich da tanzen und jubeln würde – das wäre nicht angemessen. Der Heilige Geist redet in der Predigt. Manchmal schreibt er mir noch im Gottesdienst die Predigt um. Das ist anstrengend für mich. Aber er muss das tun, wenn ich bei der Vorbereitung der Predigt nicht richtig zugehört habe. Ich bin dann auf der Kanzel ganz auf ihn angewiesen – oder besser gesagt: ausgeliefert. Der Heilige Geist ergreift mich nicht zu bestimmten Zeiten. Er ist immer da. Er wohnt in mir.
Manchmal ist der Geist weit weg von mir. Das ist er nicht, weil er an die frische Luft muss. Sondern dann habe ich ihm die Tür zu seinem Tempel verschlossen. Das sind finstere Zeiten. Paulus mahnt: „Ihr sollt den Geist nicht löschen!“. Der Heilige Geist ist kein laut brüllender Populist. Er tritt nicht die Tür zu meiner Seele ein. Er klopft an. Und wenn ich ihn einlasse, ist alles wieder gut. Christus sagt: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer mich einlässt, mit dem werde ich zusammen essen und Gemeinschaft haben.“. Und Christus kommt durch seinen Heiligen Geist.
Wenn du an Jesus Christus glaubst, ist dein Körper ein Tempel des Heiligen Geistes. Das heißt nicht, dass du ihn nicht rausschmeißen kannst. Du kannst ihn mit anderen Geistern vertreiben und vor die Tür setzen. Solche Geister sind Geister der Welt. Sie sind das Gegenteil des Heiligen Geistes: Hass-Zorn-Unfriede, Ungeduld-Frechheit-Arroganz, Unglaube-Aggression-Maßlosigkeit. Lügen statt Wahrheit. Satan ist der Vater der Lügen. Wir leben in einer Welt und Gesellschaft, in der Lügen das Normale sind. Schon seit Adam und Eva. Du bist immer in Gefahr, dich mit Lügen zu infizieren. Das ist eine wirkliche Pandemie! Wenn du dich infizieren lässt, bist du kein Tempel des Heiligen Geistes mehr. Du bist dann eine abbruchreife Ruine, in der der Satan wütet.
Spürst du Unfrieden in dir? Wirst du von zornigen Gedanken getrieben? Dann ist es Zeit, Seelsorge zu suchen. Denn du bist mit Unheiligem vergiftet. Tu Buße! Kehre um! Bitte Christus um Vergebung! Dabei hilft dir der Heilige Geist. Er entlarvt die falschen Geister und Lügen, die dich verführen. Gib ihm die Schlüssel zu deinem Leben. Dann zieht der Heilige Geist wieder ein. Er putzt und säubert dich, damit du wieder sein Tempel wirst. Wenn auch nur einer dieser Geister in dir toben, mag der Heilige Geist gar nicht gerne zu Hause sein. Du sollst ein heiliger, reiner Tempel des Heiligen Geistes sein. In der Seelsorge kann dir ein prophetisches Wort helfen, die Geister der Welt wieder hinauszuwerfen. Dann kommt der Heilige Geist gerne wieder hinein und es wird wieder hell in deiner Seele.
Wenn der Heilige Geist mit meinem Geist feiert, springe ich nicht auf und tanze. Ich bekomme eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ich werde starr und höre auf zu atmen. Ich kenne einige, die werden auch ruhig, wenn der Geist sie besonders berührt. Andere springen lieber auf, tanzen und jubeln. Aber Tanzen und Jubeln ist kein untrügliches Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes! Das ist bei extrovertierten Typen so. Vor Ehrfurcht zu erstarren ist auch kein untrügliches Zeichen für das Handeln des Geistes.
Zwischen dem Erstarren und Aufspringen gibt es so viele Varianten von körperlichen Reaktionen auf den Heiligen Geist, wie es Menschen gibt. Wir sollen den Geist nicht einschränken. Auch nicht dadurch, dass wir nur bestimmte Reaktionen für richtig halten.
Die göttliche Umkehrung der Verhältnisse! Der Geist ist in der Stille am stärksten. Seine Kraft überwältigt dich mit Sanftheit. Nicht mit Lärm, Geschrei und Getöse. Gott ist dem Propheten Elia vor 2850 Jahren in einem stillen Säuseln begegnete. Seither verzichtet Gott auf Lärm, wenn er seine Macht beweist. Er kommt in die Stille. Und er spricht in der Stille. Jesus schickt uns im Zusammenhang mit dem Vaterunser in die Abstellkammer, wo sonst niemand ist. Er verspricht, dass Gott dich darin sieht. Das heißt, dass er durch seinen Heiligen Geist anwesend ist. Und in der Stille kannst du mit ihm sprechen und ihn hören.
Die untrüglichen Zeichen des Heiligen Geistes sind diese:
- Frieden zwischen dir und den Glaubensgeschwistern trotz unterschiedlicher Meinungen.
- Einigkeit darin, dass wir nur Christus dienen wollen, und das wir nur ihm nachfolgen.
- Wenn wir uns gegenseitig in Liebe und Wertschätzung dienen.
- Wenn wir uns mit Ermahnungen und Prophetie dienen, wenn wir sehen, dass einer auf einem Weg ist, auf dem er nicht Jesus nachfolgt.
- Wenn du Ermahnungen und Prophetie annehmen kannst und umkehrst von falschen Wegen und schlechtem Verhalten.
- Wenn du nicht mit dem Beten aufhören kannst, sondern immer betest.
- Wenn du Böses mit Gutem durchbrichst.
- Wenn du auf Hass mit Liebe reagierst.
- Wenn du Gott deinen Papi nennen kannst.
Wir haben gesehen, dass der Heilige Geist einfach da ist. Er ist kein Prolet, der sich in den Vordergrund drängt. Er ist sanftmütig. Wir können ihn einfach überrollen und rauswerfen. Wir müssen darauf achten, dass wir ihn nicht löschen. Dazu muss jeder von uns üben, vor Gott stille zu werden. Wir werden still und hören zu, was der Geist uns sagt. All die Bilder und Gedanken und Wörter in unserem Kopf müssen mal schweigen. Wir lassen unsere Gedanken von seinen füllen. Ganz zart. Wie ein steter Tropfen lassen wir ihn eindringen in unsere Seele.
Wir haben gesehen, dass der Heilige Geist anwesend ist, auch wenn nicht spektakulären Dinge passieren. Manchmal ist er gerade nicht anwesend, wenn spektakuläre Dinge geschehen.
Der deutlichste Hinweis darauf, dass der Heilige Geist in einer Gemeinde anwesend ist, ist Frieden! Nicht eine Totenstille. Sondern ein fröhlicher Frieden. Ein Frieden, in dem Entwicklung geschieht. Die Bibel nennt das Schalom. Die Superfrucht des Heiligen Geistes bringt fröhlichen Frieden, in dem Menschen sich entwickeln und frei leben können.
Da passiert das: die einen sind ganz still, wenn der Geist sie besonders berührt. Und die anderen tanzen voller Begeisterung mit dem Geist um sie herum.
Du weißt, dass die Glaubensgeschwister bei dir sind. Ob du stille sitzt, oder tanzt. Sie begleiten dich. Du bist nicht alleine, wenn der Weg schwer wird. Das ist die Einheit des Geistes. Das ist der feste Bund des Friedens. Das ist die Freiheit in der Geborgenheit in Christus. So bist du in Christus und er ist in dir.
Für deinen Alltag bedeutet das: Du musst nie wirklich einsam sein. Der Heilige Geist ist immer bei dir, er wohnt in dir. Du sollst nicht nur unablässig beten, du darfst und kannst unablässig mit ihm sprechen.
Du kannst dich darauf verlassen, dass du dem Heiligen Geist gegenüber nichts Dummes sagen kannst. Er weiß, was du wirklich meinst und trägt das vor Gott. Und er gibt dir Antwort von Gott.
Wir werden jetzt eine Gebetsgemeinschaft haben. Ich schlage vor, dass du den Herrn Jesus fragst, was du beten sollst. Und dann bete – laut oder leise, in deiner Muttersprache – einfach in der Sprache deines Herzens.
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