Komm ins heilsame Licht Gottes

Shownotes

Am Sonntag, 16.2.2025 predigte Pastor Thorsten Wader in der Freien evangelischen Gemeinde Wuppertal Barmen über 1. Johannes 1,5b-2,2. Johannes fordert die uns auf, ins Licht Gottes zu treten und dort zu bleiben. Allerdings wird im Licht Gottes alles von uns sichtbar - auch die negativen Seiten. Der Gedanke kann Angst machen, plötzlich mit allen Peinlichkeiten seines Lebens offenbart zu werden! Aber wir werden Gott als liebenden Vater kennenlernen, der uns von allem befreien wird, für das wir uns eigentlich schämen müssten.

Transkript anzeigen

Zu Weihnachten ist es gemütlich im Kerzenschein im Dunkeln zu sitzen. Auf Dauer kann man so nicht leben. Ich habe mich gefreut, dass die Tage wieder heller werden. Ich lebe richtig auf.

Licht und Leben hängen zusammen. Unseren Gott ist der Gott des Lebens und des Lichtes. Gott ist Licht und wohnt im Licht. In seinem Licht gibt es keinen Schatten. Physikalisch ist das unmöglich. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Gottes Licht ist aber übernatürlich. Es ist überall und es gibt keinen Schatten. Es ist nicht tödlich, wie in der Wüste. Sondern es bedeutet Leben. Gott ist Lebenslicht.

Der Mensch ohne Gott lebt in der Finsternis. Der Mensch ist selbst Finsternis. Er ist nicht in Gottes Licht. Die Bibel macht zwei Räume auf. In dem einen Raum ist Gott. Da ist Licht. In dem anderen Raum ist der Mensch. Da ist Finsternis.

Wenn wir hier in der Finsternis säßen, hätten wir nicht wirklich Gemeinschaft miteinander. In der Finsternis hat man mehr oder weniger Angst vor dem anderen. Jeder von uns weiß, dass jeder andere eine finstere Seite hat, die er versteckt. Wir müssen uns sehen. Was wir denken, sagen wir nicht nur mit Worten. Unser Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik sind wichtig. Mit Erfahrung kannst du spüren, ob einer die Wahrheit sagt. Es sei denn, er ist ein erfahrener Lügner. Im Dunkeln wüssten wir nicht richtig, was der andere wirklich meint. Wir könnten uns voreinander fürchten. In der Finsternis ist Angst.

Echte Gemeinschaft gibt es nur im Licht Gottes, wo kein Schatten ist. Dort können wir uns nicht voreinander verstecken. Keiner muss vor der anderen Angst haben. Wenn wir im Licht Gottes leben, haben wir die Möglichkeit zu echter und angstfreier Gemeinschaft.

So sichtbar zu sein, kann auch Angst machen. Aber: Wenn du ins Licht Gottes trittst, begegnest du Christus. Er befreit dich von dem, was dir peinlich sein könnte. Er nimmt dir die Scham. Du musst keine Angst mehr haben.

Aber manchmal hast du dich so sehr in bösen Dingen, Fehlverhalten, Streit verstrickt. Du traust dich gar nicht, selbst dahin zu schauen. Du verdrängst es. Du schämst dich vor dir selbst. Und du hast Angst, entdeckt zu werden.

Und wenn sichtbar würde, dass ein großer Teil unseres Lebens voller Verfehlung und Scheitern ist? Wie würdest du dich fühlen, wenn deine Gedanken und Gefühle hier auf der Leinwand gezeigt würden? Für alle sichtbar? Macht dir das Angst?

Die Gemeinde Jesu ist die Gemeinschaft der Menschen, die aus der Finsternis kommen. Wir alle bringen unsere Peinlichkeiten mit. Hier hat keiner dem anderen etwas voraus. Keiner kann sagen: „Ich bin gut!". Wer das sagt, lügt. Du brauchst dich nicht schämen, ins Licht Gottes zu treten. In demselben Moment, in dem alles Böse sichtbar wird, kannst du es bekennen. Dann nimmt Jesus es weg. Du wirst frei davon.

Wenn du beginnst an Jesus zu glauben, bekommst du einen Blick in das Licht Gottes. Dann streckst du schon mal die Nase und eine Hand in den Raum des Lichtes Gottes.

Du beginnst, Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern und mit Gott zu haben. Im Verlauf des Glaubenslebens traust du dich immer mehr ins Licht. Du machst immer öfter die Erfahrung, dass dir verborgene Schuld vergeben wird. Irgendwann kannst du ganz im Licht Gottes stehen. Dann wird auch die Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern ganz. Zugegeben: Das ist ein sehr perfektes Bild. Vermutlich wird keiner von uns immer ganz im Licht Gottes stehen.

Da ist doch immer noch die Angst, dass dein schlimmster Charakterfehler sichtbar wird! Darum bleibst du immer ein bisschen draußen vor der Gemeinschaft. Du bist nicht so recht im Licht zu sehen. Du lebst im Zwielicht an der Tür zwischen Finsternis und Licht.

Du kannst sagen: „Meine Sünde ist mir vergeben worden, weil ich an Christus glaube!" Du kannst ein erlöstes Gesicht aufsetzen, wenn du aus dem Zwielicht in die Gemeinschaft hineinschaust. Du benutzt die frommen Worte des Lichtes. Aber das ist Fake, wie man heute sagt. Du tust so, als wenn dir nichts mehr zu vergeben wäre. Aber ein großer Teil von dir steckt noch in schwärzester Nacht.

Wir können glücklich sein, wenn ein Bruder oder eine Schwester im Glauben zu uns sagt: „Du! Ich glaube, dass du nicht ehrlich bist! Du setzt zwar dein Sonntagsgesicht auf, aber irgendwie ist das nicht echt!"

Und dann erzählt sie uns vielleicht: „Es ist mir auch schwergefallen, ans Licht zu treten. Aber es war so heilsam, als Christus mir meine Fehler vergeben hat. Ich mache immer noch welche. Aber sie sind mir nicht mehr peinlich. Denn Christus vergibt mir. Ich bekenne sie ihm und dann sagt er mir: „Komm! Wir versuchen es noch mal!“ Hab Mut und tritt mit all deinem finsteren Wesen ans Licht! Hier gibt es Glaubensgeschwister, die kennen das auch. Die halten es aus. Und dann bringen wir es gemeinsam vor Christus im Gebet. Er wird dir vergeben. Und du wirst rein von deinen Peinlichkeiten. Du brauchst keine Angst zu haben!“

Wenn wir Pech haben, sammeln sich im Zwielicht zwischen Finsternis und Licht noch andere. Das wird eine Pseudo-Gemeinschaft. Wir bezeichnen wir uns als Gemeinschaft des Lichts. „Oh, wir sind freievangelisch. Seit 170 Jahren!“. Wir geben uns sehr fromm und erlöst. Aber wir sind nicht wirklich eine Gemeinschaft des Lichtes Gottes. Aus Angst!

Aber das ist auch praktisch: Aus dem Zwielicht heraus können wir die Gläubigen anklagen, deren Fehler sichtbar werden, wenn sie ins Licht zu treten. Dann können wir mit Fingern auf die Sünde der anderen zeigen: „Boah! Hast Du die Sünde gesehen? Das ist ja schlimm! Wie kann der zur Gemeinde gehören? So was wird man bei mir nie sehen! Ich bleibe im Dunkeln!"

Das klingt superfromm, dieses Mit-Dem-Finger-Zeigen. Man kann dann auch sehr liebevoll klingen „Ich mache mir wirklich Sorgen um ihr Glaubensleben!". Aber wir verbergen unsere eigenen Peinlichkeiten in dem Zwielicht.

Wenn wir zu dieser Gemeinschaft im Zwielicht gehören, sagen wir: „Gott lügt! Er sagt ja, dass wir Sünder sind! Aber ich kann keine Sünde bei mir entdecken! Siehst Du welche?“ „Nein! Es ist zu dunkel hier!" Lügt Gott? Das würden wir nie sagen! Aber wenn wir so tun, als wenn wir keine Fehler hätten und dann noch auf die Schuld der anderen zeigen, dann spricht unser Verhalten ganz laut: „Gott lügt!“

Johannes bittet uns, ans Licht zu treten. Er lädt uns ein, Schuld, Fehler und Peinlichkeiten von Christus wegnehmen zu lassen. Hab keine Angst! Auch wenn du wieder Fehler machst, sollst du im Licht bleiben und damit gleich zu Jesus gehen.

Wir sollen nicht mehr ins Zwielicht an die Tür zur Finsternis gehen, sondern immer gleich zu Jesus. Denn die Vergebung durch das Blut Jesu ist so groß, dass sie für die ganze Welt reicht – da kommt Jesus mit unserer persönlichen Schuld ganz leicht klar. Und wie schön und befreiend ist es, diese Last loszuwerden.

Wir sollen Gott erkennen. Wie erkennen wir Gott?

Wir sollen in sein Licht treten. Wir sollen aus der Finsternis herauskommen. Damit unsere Sünde sichtbar wird und er sie uns vergeben kann.

Das ist schon peinlich. Da soll alles ans Licht gebracht werden. Aber es ist ja nicht das Licht des Teufels, des Luzifer. Der will uns ans Licht des höllischen Feuers zerren. Der will uns anklagen, um uns zu vernichten!

Aber wir sollen ja in das Licht Gottes, der vergibt und heilt und reinigt und Sünde und Schuld vernichtet und uns rettet und Leben schenkt.

Wir werden Gott als liebevollen Vater erkennen. Dann haben wir etwas von seinem Wesen begriffen. Und dann entsteht Frieden unter uns als Glaubensgeschwister. Frieden ist das Zeichen, dass wir im Licht Gottes sind.

Das Zweite: Wer behauptet, Gott erkannt zu haben und hält seine Gebote nicht, der lügt. Er bestenfalls im Zwielicht an der Tür zur Finsternis.

An unserem Leben lässt sich ablesen, ob wir im Licht leben. Wir sind nicht von Anfang an perfekt. Das werden wir nie sein. Aber unser Leben wandelt sich nach und nach.

Paulus schreibt, dass wir Jesus Christus gleich werden sollen. Das ist ein langer Prozess, der erst mit der Auferstehung von den Toten fertig sein wird. Wenn wir aber ins Licht Gottes treten, fängt diese Verwandlung schon jetzt und hier an.

Das ist ja nichts neues. Es ist immer wieder das Evangelium von der Sündenvergebung durch den Tod Jesu. Nun erklärt Johannes noch mal auf eine neue Weise: Das wahre Licht Gottes scheint jetzt. Und wir sollen jetzt in das Licht hineintreten. Dann werden wir befreit von aller Schuld, Scham, Angst.

Wenn du dich in das Licht Gottes stellst, erkennst du, dass die anderen in der Gemeinde das genauso erlebt haben. Auch sie erlebten die Scham, als sie entdeckt wurden. Aber sie ließen sich entdecken. Und da wurde die Sünde vergeben und sie wurden gereinigt.

Wir brauchen uns nicht voreinander verstecken. Wir müssen uns nicht gegenseitig vorspielen, dass alles nur noch wunderbar ist. In sozialen Medien gibt es Video- und Bild-Filter. Mit denen kann man sich selbst schön machen. Diese Filter wirken im Licht Gottes nicht. Wir müssen die Narben und Verletzungen unseres Lebens nicht verstecken. Wir brauchen uns nicht voreinander zu schämen. Wir müssen nicht mit Fingern auf die Sünde anderer zeigen und von uns ablenken. Wir sind ja selbst nicht besser dran sind. Wir müssen keine Angst voreinander haben.

Wenn wir auf andere zeigen, sagt Johannes dazu: „Du hassest deine Glaubensgeschwister!“. Wenn wir schlecht über jemanden reden, weil wir einen Fehler gefunden haben, dann nennt Johannes das Hass. Wer so mit den anderen umgeht, der ist nicht mehr im Licht, sondern gehört zur Finsternis und verirrt sich darin und er bringt noch andere zu Fall.

Wir sind in Gefahr, Sünde zu verstecken. Wir haben Angst entdeckt zu werden. Wir sind in Gefahr im Zwielicht zu bleiben und die Gemeinschaft des Lichtes nur zu heucheln – zu faken.

Jeder soll von uns lernen können, wie gut es ist, ins Licht Gottes zu treten. Wir können vorleben, wie es ist, in einer Gemeinschaft zu leben, in der die Angst vor dem anderen und das Verstecken von Fehlern unnötig ist. Wir sollen eine Gemeinschaft des Lichtes Gottes sein. Wir sollen fröhlich und ohne Angst miteinander leben. Diese Einladung gilt jedem, der will, dass seine Schuld, seine Fehler ihm nicht mehr peinlich sein sollen. Wenn du das erlebst, dann musst du nicht mehr deine Fehler rechtfertigen. Du musst keine Angst mehr haben. Das verändert dein ganzes Leben.

Gott ist jetzt hier. Sein Licht ist hier. Wir dürfen hineintreten. Wir sehen alle in demselben Licht. Darum können wir uns gegenseitig begleiten. Das ist ja etwas sehr Persönliches. Das machen wir am besten in Seelsorgegesprächen und unter vier oder sechs Augen.

Komm ins Licht Gottes und werde frei. Lass dir vergeben und verliere die Angst und die Scham. Sei ein Teil der Gemeinschaft Christi, die im Licht lebt.

Amen

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.