Christen haben Frieden miteinander ...

Shownotes

... das muss man mal den Christen sagen!!!
Am 11.5.2025 predigte Pastor Thorsten Wader über die Einheit der Christen. Paulus schreibt im Brief an die Epheser, wie Gott menschengruppen, die natürliche Feine waren, zu einen geistlichen "Tempel" zusammenfügt, in dem er mit seinem Heiligen Geist wohnt.

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Ein Gastprediger kommt in eine Kleinstadt und redet begeistert von der weltweiten Einheit der Christen als Leib Christi. „Wie schön ist es doch, dass wir alle zusammengehören und uns Schwestern und Brüder im Herrn nennen.“

Bei der Predigtnachbesprechung meldet sich ein junger Mann und sagte: „Wir haben die Einheit der Christen in unserem Ort ganz praktisch erlebt. Da hat sich die Freie evangelische Gemeinde mit der Baptistengemeinde vereinigt!“ Der Prediger sagt: „Da seht ihr, wie zusammenwächst was zusammen gehört! Jetzt gibt es auch äußerlich nur noch eine Gemeinde!“ „Irrtum!“ sagt der junge Mann: „Jetzt gibt es drei Gemeinden. Die neue und die beiden alten!“

Ein Mann wird schiffbrüchig und landet auf einer unbewohnten Insel. Weil er ein guter Christ ist, baut er sich ein Gotteshaus. Nach einer Weile baut er ein zweites Gotteshaus. Als er gerettet wird, fragt man ihn: „Warum haben sie den zwei Gotteshäuser gebaut? Sind sie so fromm?“ „Nein!“ sagt der Mann. „Das eine ist die Gemeinde, in die ich gehe und das andere ist die Gemeinde, in die ich nicht gehe!“

Es ist nicht leicht, von der Einheit der Christen zu reden, wenn man in die Realität der christlichen Landschaft schaut.

Wir hören heute von Paulus. Er schrieb an die Epheser, wie Jesus die Mauer zwischen Christen weggenommen hat. Und zwar damals zwischen Christen, die aus dem Judentum kamen und solchen, die nicht aus dem Judentum kamen – die sogenannten Heidenchristen. Da gab es kritische Unterschiede. (Achtung: Es geht um das Judentum z.Zt. des Paulus, nicht um das Israel von heute. Beides muss man auseinanderhalten!)

Paulus an die Heidenchristen: Eph 2,1-3 „Ja, ihr wart tot aufgrund eurer Verfehlungen und eurer Sünden. […]. Ihr standet ganz unter dem Einfluss der Macht, die diese Welt prägt. Das ist der Herrscher, der das Reich der Luft regiert. Sein Geist wirkt noch immer in den Menschen, die Gott nicht gehorchen. Wir alle gehörten ja zu diesen Menschen. […]. So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir den Zorn Gottes verdient – genau wie alle übrigen Menschen.“

Wessen Geistes Kinder waren wir, als wir noch nicht zu Jesus Christus gehörten? Und wenn du dich vielleicht nicht Christ nennst – wessen Geistes Kind bist du? Wir sind Kinder unserer Zeit. Wir sind Kinder unserer Gesellschaft und unserer Herkunft. Wir haben alle unsere eigene Geschichte, die uns prägt. Aber was genau ist dieser Geist? Ist das eine allgemeine Stimmung, in der wir leben? Wir hatten vergangene Woche satirisch auf den deutschen Geist geschaut.

Wir können den Geist dieser Welt nicht recht fassen. Jede gesellschaftliche Gruppe hat ihren eigenen. Es gibt immer eine aktuelle Stimmung, die eine Zeit lang über allem liegt und die uns prägt.

Paulus nennt den einen Geist, der sich vom Geist Gottes unterscheidet. Das ist: „Die Macht, die diese Welt prägt.“ Epheser 2,2 (BB)

Dabei ist es unerheblich, was gerade der Zeitgeist ist – der Geist der Freiheit, der Veränderung, des Krieges und der Angst. Der Geist, der alle Menschen immer prägte und prägt, ist der Geist des Ungehorsams gegen Gott.

Die Wirkungsgeschichte dieses Geistes ist die Kulturgeschichte der Menschheit. Es scheint so zu sein, dass „Kultur“ dasselbe ist, wie „Ungehorsam gegen Gott“. Wenn eine Kultur beginnt, steht an ihrem Anfang immer Feindschaft, Krieg, Tod und Vernichtung. Ca. 4.000 v.Chr. wurde die Schrift entwickelt. Eine kulturelle Errungenschaft. Und Warum? Weil es nötig war, die Städte, die man im Krieg erobert hatte, zu verwalten. Wenn eine Kultur endet, dann natürlich in Kriegen. Ob Babylonier, Griechen, Ägypter, Römer. Es gab geistliche Aufbrüche von Menschen, die Gott wieder gehorsam sein wollten. Sie waren schockiert über die Zustände der Menschheit. Alle haben aber immer mit Ungehorsam gegen Gott zu kämpfen. Auch die 170-jährige Geschichte der Freien evangelischen Gemeinden ist voll davon.

Wir sind Kinder des Ungehorsams. Wir merken meist gar nicht, dass wir ungehorsam sind. Denn wir leben in einem Umfeld, in dem das völlig normal ist. Bevor wir an Christus glaubten kannten wir Gott nicht. Wir fragten nicht nach ihm und handelten gegen seinen Willen. Wir waren Menschen, die natürlicherweise Gott zum Feind hatten.

Paulus setzt folgendes dagegen: „Christus selbst ist unser Frieden. Er hat aus Juden und den Völkern, ein Ganzes gemacht. […] Er hat die Feindschaft zwischen ihnen beseitigt, indem er seinen Leib hingab. […] In seiner Person hat er die beiden Teile zu einem neuen Menschen vereint und dadurch Frieden gestiftet. Zugleich hat er sie durch seinen Tod am Kreuz als einen Leib mit Gott versöhnt. So hat er durch seinen Tod die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete Frieden: Frieden für euch in der Ferne und Frieden für die in der Nähe. Denn durch ihn haben wir beide in ein und demselben Geist Zugang zum Vater.“ Eph 2,14-18

Frieden ist möglich. Aber nicht nur Frieden zwischen Menschen und Gott, sondern Frieden zwischen Menschen und Frieden zwischen Christen. Paulus redet vom Frieden zwischen Menschengruppen. Die einen, die Gott nahe waren – und die anderen, die Gott fern waren. Zum einen das Volk Israel des Alten Testamentes. Dem hatte Gott sich offenbart. Wir nennen sie heute Juden (nicht zu verwechseln mit dem Staat Israel). Ihnen war er nahe gekommen. Er hatte ihnen sogar versprochen: Damit du überlebst, vernichte ich andere Völker – und wenn es Weltmächte und Hochkulturen sind! (Jesaja 43,3). Schon weil Gott ihnen das versprochen hatte, musste das Israel des Alten Testamentes und die anderen Völker Feinde sein. Gott hat sich Israel offenbart und bekannt gemacht: Von Abraham, über Mose, die Richter, die Könige, König David, die Propheten. Die Juden kannten Gott, weil Er ihnen nahe gekommen war. Gott selbst hatte ihr Leben und ihre Kultur geprägt. Und das ist ein mächtiger Unterschied zu den Kulturen anderer Völker.

Da ist also eine tiefe Kluft zwischen den Kulturen: Hier Menschen, deren Kultur und Alltag vom Gottesdienst für den Gott der Bibel geprägt ist – dort Menschen, deren Leben vom Götzendienst und von der Selbstvergottung geprägt ist. Juden und Nichtjuden: das sind natürliche Feinde! So sehr das schmerzt. Und wer die Juden zum Feind hat, der hat automatisch Gott zum Feind.

Doch dann passierte das Unglaubliche: Der Jude Jesus bereinigt das Verhältnis zwischen den Juden und ihrem Gott. Aber noch mehr: er verbindet sie mit den anderen, den Nichtjuden. Also mit ihren natürlichen Feinden. Gott hört auf, ein Feind zu sein! Er bietet den Nichtjuden Frieden. Das ist unerhört! Und zu welchem Preis er das tut! Hatte Gott vorher noch gesagt: „Ich opfere ganze Völker für mein Volk Israel!“, sagt er jetzt: „Ich opfere meinen Sohn – ja ich opfere mich selbst! Nicht nur für Israel, sondern für alle Menschen!“ Das ist der Preis, den Gott für den Frieden zahlt: Sich selbst! Er gibt sich hin, damit er eine ‚normale‘ Beziehung zu seinen Menschen haben kann. Er hat den Krieg zwischen sich und den Menschen beendet. Und er hat den Krieg zwischen den Menschen beendet. Der Krieg ist beendet. Und wir Menschen müssen keine Reparationen bezahlen. Gott hat sie selbst bezahlt und uns die Schuld erlassen.

Gott steht auf der Seite eines jeden Menschen. D.h. alle Menschen sind auf seiner Seite. Also können sie keinen Krieg gegeneinander führen. Um diese Frieden zu haben, müssen Juden wie Nichtjuden folgende Bedingung einhalten: Wir müssen uns den Frieden schenken lassen!

Bis dahin mussten die Juden Opfer bringen, um sich immer wieder mit Gott zu versöhnen. Sie hatten aber immer die Ahnung, dass ihre Opfer eigentlich nicht ausreichen. Darum gaben sie sich größte Mühe, ein gottgefälliges Leben zu führen. Sie befolgten die Gesetze. Glaubten sie. Jetzt aber ist der Friede mit Gott nichts mehr, was sich irgendein Mensch durch das Halten von Gesetzten Gottes erarbeiten können. Wir müssen uns den Frieden schenken lassen.

Wir können uns vorstellen, dass die Juden sich von Paulus verschaukelt fühlten. Er kam in ihre Synagogen und predigte das Evangelium von diesem Geschenk. Da hatten sie ihre Volks- und Kulturgeschichte lang für diesen Frieden gearbeitet! Und jetzt schenkt Gott ihn einfach. Hallo? Wozu haben wir uns dann so abgerackert? Und dann schenkt er den Frieden auch noch den Nichtjuden, die ihren Lebtag nichts für diesen Frieden getan hatten. Geht’s noch? Und die Nichtjuden: Sie hatten sich mit ihren Götzen abgemüht und es hatte nichts gebracht. Nun kam das Evangelium von Christus und dem geschenkten Frieden. Erst kam die Erleichterung und dann ein hämisches Schielen auf die Judenchristen. „Ach die! Die rackern sich ein Leben lang ab und begreifen nicht, dass der Friede Gottes ein Geschenk ist!“

Und Zack: Da geraten Judenchristen und Heidenchristen wieder aneinander. Diese Auseinandersetzung taucht immer wieder im NT auf. Und sie ist die Quelle allen Antisemitismus, der von Christen ausgeht. Die Judenchristen versuchten, die alten Formen der Friedensarbeit in die christliche Gemeinde zu tragen: Beschneidung, Speisegebote, Sabbatgebot, etc. Auf der anderen Seite die Heidenchristen, die ihre neue Freiheit übertrieben und machen was sie wollen. Und ständig gibt es Streit. Der Mensch scheint nicht zum Frieden fähig zu sein.

Nun soll aber Frieden sein. D.h. für die Juden: keine Forderungen mehr an die Nichtjuden. Und für die Nichtjuden heißt das: kein Antisemitismus.

Nun sagt Paulus: Das Kreuz und die Auferstehung sind der Punkt, in dem sich alle Menschen treffen, die sich den Frieden Gottes durch Christus haben schenken lassen. Denn Gott hat die Feindschaft zwischen sich und den Menschen weggenommen. Also gibt es auch keinen Grund mehr, dass Juden und Nichtjuden natürliche Feinde sind. Wenn sie Christen werden, dann ist Friede da. In Christus hat sich Gott aus Judenchristen und Heidenchristen ein neues Volk geschaffen.

Das hat Konsequenzen. Und zwar folgende: „Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft. Ihr seid gegründet auf dem Fundament der Apostel und Propheten, dessen Grundstein Christus Jesus ist. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten. So wächst er zu einem heiligen Tempel empor, der dem Herrn gehört. Weil ihr zum Herrn gehört, werdet auch ihr als Bausteine in diesen Tempel eingefügt. Gott wohnt darin durch den Heiligen Geist.“ (Eph 2,19-22)

Wer Christus nachfolgt – ob Jude oder Nichtjude – der wird in einen geistlichen Bau eingefügt. Ein Haus besteht aus Mauerwerk. Das steht auf dem Fundament, das dem ganzen Haus seine Ausrichtung gibt. Gott baut aus den Menschen, mit denen er Frieden hat, eine geistliches Haus – einen geistlichen Tempel: seine Gemeinde. Christus ist der Grundstein – das Fundament. Er gibt die Richtung vor. Wer in diesen Tempel eingebaut wird, richtet sich an Christus aus. Und nur wer an Christus ausgerichtet ist, hat Frieden mit Gott.

Wer also zu Gottes Hausgenossen gehört, der hat seine Richtung und der weiß, wessen Geistes Kind er ist.

Die Gemeinde Gottes endet nicht an unseren Gemeindehaustüren. In den geistlichen Tempel Gottes sind noch andere Menschen eingebaut – hier in Wuppertal und weltweit – nämlich alle, die sich den Frieden mit Gott schenken lassen und die am Grundstein Jesus ausgerichtet sind.

Aber: Jeder von uns hat seinen eigenen Glaubensstil. Und manchmal – oder auch öfter – schaut man auf den anderen herab, der den Glauben nicht genauso lebt, wie man selber. Das erinnert mich oft an die alten Streitereien zwischen Judenchristen und Heidenchristen. Wenn wir alle in dem einen Bau Gottes eingebaut sind, dann hat jeder in diesem Mauerwerk seine eigene Funktion. Jeder steht in seinem persönlichen Verhältnis zum Grundstein Jesus. Darum lebt er seinen eigenen Glaubensstil. Jesus ist der Maßstab, der uns Richtung und Ziel gibt. Wir müssen unterschiedlich sein, damit wir uns ergänzen können. Wir können nicht alle an derselben Stelle im Mauerwerk eingebaut sein. Darum ist es wichtig, dass Paulus sagt: Der Grund sind die Apostel und Propheten. Das ist die Bibel. Da holen wir unsere Informationen über Jesus und seine Richtung her und nicht aus dem, was wir selbst für richtig halten.

Die Anekdoten vom Anfang: Von der Einheit der Gemeinde Christi zu reden ist das eine. Aber wir bleiben auch als Christen Menschen und oftmals sind wir ganz unverträglich. Manchmal ist es besser, sich zu trennen, ohne sich gegenseitig den Glauben abzusprechen. Es kommt auch vor, dass Verletzungen wieder heilen und Gemeinden wieder zusammenwachsen. Wenn aber einer nicht leben kann, ohne eine zweite Gemeinde zu haben, in die er nicht geht, der muss sich fragen lassen, ob er das Evangelium verstanden hat. Denn darin geht es um die Ausrichtung an Christus – und nicht darum, quer zu einer anderen Gemeinde zu liegen.

Den Frieden Gottes müssen wir uns durch Christus schenken lassen. Die Einheit der Gemeinde Christi: da müssen wir uns bemühen, sie nicht zu verhindern und ihr nicht im Weg zu stehen: wuppertalweit, deutschlandweit, europaweit und weltweit.

Nur mit Christus als Grundstein und an ihm ausgerichtet sind wir Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

Amen

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