Geld - Mammon - Schatz im Himmel
Shownotes
Am 1.6.2025 predigte Pastor Thorsten Wader in der Freien evangelischen Gemeinde Wuppertal-Barmen über Matthäus 6,22ff. Dort spricht Jesus über den Umgang mit Geld und Wohlstand. Der Text ist eine Herausforderung auch für Christen, die ja alltäglich mit Geld umgehen müssen.
Wie kann man sinnvoll mit Geld umgehen auf eine Weise, dass es dem Glauben an Jesus Christus nicht widerspricht?
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Zu Vers 22: Das Wort „απλοτης“ kann bedeuten „Reinheit“ oder „Großzügigkeit“. Paulus benutzt es meist im Zusammenhang mit „Geld“ oder anderen Gaben, wenn sie großzügig gegeben werden. Warum es in den deutschen Bibelübersetzungen nirgendwo mit „großzügig“ übersetzt wird, ist mir ein Rätsel. Die richtige Übersetzung ist hier „Wenn dein Auge großzügig ist.“
Wir dürfen die Gefahr, die im Wohlstand liegt nicht unterschätzen. Jesus sagte: „Amen, das sage ich euch: Ein reicher Mensch hat es schwer, in das Himmelreich zu kommen. Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.“ Die Jünger fragten: „Wer kann dann überhaupt gerettet werden?“ Jesus sagte: „Für Menschen ist es unmöglich. Aber für Gott ist alles möglich.“ Gott ist es möglich den reichen Menschen in den Himmel aufzunehmen. Wenn der Reiche die Gnade Jesu annimmt, weil er weiß, dass er ein schlechter Mensch ist. Uns muss klar sein, dass unser Menschsein von Egoismus geprägt ist. Wir leben in einer Welt, in der wir nicht unschuldig bleiben können. Alles, was uns gut erscheint, ist unter dem Fluch der Sünde. Es wird vom Bösen benutzt, um uns von Gott fernzuhalten. Es ist egal, ob wir reich oder arm oder dazwischen sind.
Wohlstand kann dich verführen, zu glauben, dass du dich schon irgendwie selbst retten kannst. Schließlich kannst du doch alles mit Geld regeln. Wie gut ist es, nicht ausgeliefert zu sein, weil man ausreichend zahlungsfähig ist. Wer arm ist, lernt schnell, dass er abhängig ist von der Gnade eines anderen. Fällt es ihm leichter, sich auf die Gnade Jesu zu verlassen? Vielleicht ist er wütend, dass er von unbarmherzigen Menschen abhängig ist? Wenn er darum wütend wird auf Christus, weil der ihn nicht aus seiner Not befreit – ich könnte es verstehen!
Jesus sorgt sich um unser Eigentum. Wir sollen es nicht dort sammeln, wo es natürlichen Zerfallsprozessen oder Diebstahl ausgesetzt ist. Wir sollen es dort lagern, wo es sicher ist: nämlich im Himmel. Aber mit welchem LKW kann ich Goldreserven in den Himmel fahren? Welche Rakete fliegt bis in die Herrlichkeit Gottes? Irdische Reichtümer können wir nicht in den Himmel bringen. Die Güter, die man dort sammelt, müssen von anderer Qualität sein. Jesus sagte dem Reichen: „Verkaufe, was du hast und schenke es den Armen. Dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann folge mir nach.“. Der Schatz im Himmel entwickelt sich offenbar, indem wir irdisches Gut und Geld verschenken. Wir sollen es nicht irgendwohin abgeben, sondern an Arme. Dann sind wir frei, Jesus zu folgen. Der wahre Wohlstand ist die Gemeinschaft mit Jesus. Wenn wir Gemeinschaft mit Jesus haben, haben schon eine Wohnung im Himmel.
Die Güter, die wir im Himmel sammeln, haben also eine andere Qualität. Sie sind die ewige Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott. In seiner Gemeinschaft sind wir mit allem versorgt, was wir wirklich brauchen: Nicht einsam sein, sondern liebevolle, gesunde Gemeinschaft. Wohnung und Geborgenheit. Nahrung für Geist und Körper. Freude statt Trauer. Diese Schätze werden nicht von Motten und Rost gefressen und man kann sie uns nicht stehlen. Wir können aber nicht beides im gleichen Maß besitzen wollen: Irdischen Reichtum und den Schatz im Himmel. Das Irdische ist uns so nah. Wir leben in der Welt und können sie sehen und anfassen. Der Himmel und die Beziehung zu Christus sind geistliche Dinge – nicht einfach fassbar. Irdisches und Geistliches liegen auf völlig anderen Ebenen.
Wir arbeiten unser Erwerbsleben lang an dem Erwerb von Geld und Gut. Stell dir vor, du würdest 8 Stunden täglich am Erwerb des himmlischen Schatzes arbeiten, in dem du geistliche ‚Arbeit‘ leistest mit Stille, Fasten, Bibelstudium, Gebet, Dienst am Nächsten, Gottesdienst. Vermutlich wäre dir die geistliche Gemeinschaft mit Christus dann viel realer als die irdische Welt um dich herum.
Jesus warnt uns davor, dass das irdische Geld unser Herz besetzt. Wir versklaven uns sonst unter das Geld – den Mammon. Das Wort „Mammon“ kommt aus dem Aramäischen, das Jesus sprach. Das bedeutet, dass Reichtum, Geld und Luxus wie Götzen verehrt werden. Dem Sammeln von Geld und Wohlstand sein Leben zu widmen, ist nach der Bibel Götzendienst.
Gott sagt aber: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Wenn du in der himmlischen Herrlichkeit ankommen willst – wenn du Christus nachfolgen willst, kannst du nicht dem Geld nachfolgen. Beides zugleich geht nicht.
Jetzt haben wir ein Problem: Ohne Geld können wir unser irdisches Leben nicht gestalten. Was nun?
Jesus gibt uns ein Bild, um über diese Frage segensreich nachzudenken. Das Bild vom Auge, das die Lampe des Körpers ist. Jesus sagt: Wenn unser Auge großzügig ist, ist es hell in uns. Wenn wir geben, statt zu nehmen, bekommen wir, was wir brauchen, zurück. Man sagt: Je mehr Liebe du verschenkst, desto mehr Liebe bekommst du zurück. Liebe muss großzügig verschenkt werden, sonst hat man sie nicht. Je mehr du gibst, desto mehr hast du.
Dieses Prinzip soll für alles gelten, was wir in dieser Welt als gute Güter und Wohlstand ansehen. Je mehr wir verschenken, desto mehr bekommen wir das, was wir wirklich brauchen. Jesus meint nicht, dass wir uns Gemeinschaft mit Geld kaufen sollen. Das wäre Erpressung oder Prostitution.
In der Bibel ist Armut auch kein Ideal, dass alle Menschen anstreben sollen. Aber wir sollen großzügig sein und bescheiden leben, statt luxuriös. Wir sollen mit großzügigen Augen auf die Welt um uns her schauen. Wir sollen großzügig verschenken: So werden wir hier und heute schon ein wenig von dem erleben, was es im Himmel dann vollständig gibt: ausreichend zum Leben. Vor allem gesunde Gemeinschaft, gelingende Beziehungen. Und: eine Beziehung zu Gott, dem wir uns anvertrauen.
Das Volk Israel im Alten Testament kannte das auch. Gott fordert sie auf, ihr Herz nicht an den Wohlstand zu hängen, sondern an Gott selbst. Ein Ausdruck davon war es, den Tempel in Jerusalem mit Geld und Lebensmitteln für die Priester zu versorgen. Gott gab die Regel aus, dass 10 Prozent Haushaltseinkommens an den Tempel gehen sollte. Davon wurden die Priester und Leviten versorgt. Viel von der Verwaltung des Landes lag beim Tempel. Dort wurden nicht nur Gottesdienste gefeiert, es gab es auch Lebensmittelspeicher für Krisenzeiten. Gott sagte darum seinem Volk: „Bringt den zehnten Teil (der Ernte, der Einnahmen) vollständig zum Vorratshaus, damit es im Tempel genug zu essen gibt. Der HERR sagt: Stellt mich damit ruhig auf die Probe! Seht, ob ich die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Überfluss auf euch schütte.“
10 % waren auch damals schon viel. Gott fordert das Gottvertrauen seiner Leute heraus. Dazu kam, dass sie alle 7 Jahre ihre Äcker nicht bestellen sollten. Auch die Felder hatten Sabbat. Das bedeutete aber, dass sie keinen Ertrag abwarfen. D.h. auch hier waren die Israeliten herausgefordert, Gott zu vertrauen, dass er sie versorgte. Nach 7 x 7 Jahren – also im fünfzigsten Jahr wurde das Jovéljahr gefeiert. „Jovél“ heißt „Schall“. Das Jahr wurde mit dem Blasen des Widderhorns eingeleitet – darum Schall. Wir kennen den Satz: „Das passiert alle Jubeljahre einmal!“ Das Wort „Jubeljahr“ kommt tatsächlich aus dem hebräischen. Ein Jubeljahr ist also das fünfzigste Jahr. In Israel wurden in diesem Jubeljahr die Äcker auch nicht bestellt. Interessant: das Jubeljahr ist das Jahr nach einem Sabbatjahr. Das sind zwei Jahre ohne Ernte. Das Volk konnte sich nur von dem ernähren, was die Felder von sich aus produzierten. Und sie mussten sich auf Gottes Versorgung verlassen. Gott fordert also ein Abgabe von 10 Prozent des Einkommens. Und er fordert, alle 7 Jahre nicht zu arbeiten und auf Einkommen zu verzichten. Und alle 49 Jahre 2 Jahre hintereinander. D.h. das Volk Gottes trainiert nicht, so viel wie möglich zu verdienen. Sie trainieren Gottvertrauen. Es wird nirgendwo berichtet, dass es im Jubeljahr Hunger in Israel gegeben hätte. Offenbar hat Gott sie gut versorgt.
Wo unser Schatz ist, da ist unser Herz. Wenn wir den Gütern dieser Welt nachjagen, wird unser Herz an Geld und Gut hängen. So wird es für uns zum Mammon, zum Antichristus und wir verlieren unsere Beziehung zu Gott. Wenn wir Gottvertrauen trainieren und unsere Beziehung zu Christus pflegen, dann ist dort unser Schatz und unser Herz. Dann steht uns der Himmel offen und wir haben schon unsere Wohnung im Himmel sicher. Besser ist also, das Geld Gott zu geben und es zu verschenken. Das bedeutet nicht, dass wir alle arm sein sollen. Es gibt in der Bibel kein Armutsideal. Aber es ist ein Unterschied, ob wir wohlhabend sind, weil wir den Mammon anbeten, oder ob wir wohlhabend sind, weil Gott uns versorgt und wir großzügige Augen haben.
Als Gemeinde Jesu Christi und als Bund FeG gehören wir zum Reich Gottes. Die Präambel zur Verfassung des Bundes FeG lautet: „Der Bund Freier evangelischer Gemeinden ist eine geistliche Lebens- und Dienstgemeinschaft selbstständiger Gemeinden.“ Dieser Präambel untersteht natürlich auch diese Gemeinde. Wenn wir unseren Umgang mit Geld geistlich gestalten wollen, dann macht es also durchaus Sinn, unser Geld in unsere Gemeinde und unseren Bund zu stecken. Heute sammeln wir für die Theologische Hochschule. Wir haben für die Katastrophenhilfe gesammelt, wo klar ist, dass unser Geld an die Ärmsten der Armen geht. Alles, was man als Reichs-Gottes-Arbeit bezeichnen kann, haben wir in unserem Bund FeG: Mission und Evangelisation. Diakonie und Katastrophenhilfe. Gemeindeentwicklung. Ausbildung in Theologie, Missiologie und Diakonie. Da kann man gut sein Geld hin verschenken.
Hier vor Ort machen wir auch Reichs-Gottes-Arbeit, an die man sein Geld verschenken kann. Die Gemeinde muss Geld zur Verfügung haben, um die alltägliche Reichs-Gottes-Arbeit zu finanzieren: Das Gemeindehaus, Arbeitsmaterialen, Gehälter. Hier geschieht viel diakonische Arbeit und Versorgung von Manchem der in Nöten ist. Das bekommt ihr selten mit, weil i.d.R. unter Seelsorgegeheimnis steht. (Pastor und Älteste stehen unter Schweigepflicht, wie z.B. Ärzte). Jesus sagt uns: Wenn unser Auge großzügig ist, dann ist alles an uns hell. Wie schaust du auf die Welt und die Menschen um dich herum? Wie schaust du auf die Gemeinde, mit der du lebst? Was du mit deinem Geld machst, hat sehr viel mit deiner Gottesbeziehung zu tun. Wo ist dein Herz? Beim Geld? Oder bei Christus und seiner Gemeinde?
Hast du Gottvertrauen? Glaubst du, dass er dich versorgt? Vertraust du ihm, dass er dich versorgt, wenn du in seinem Sinne dein Geld verteilst? Vielleicht könnt ihr euch beim Kaffeetrinken erzählen, wie ihr erlebt habt, dass Gott euch versorgt hat.
Ihr habt hoffentlich gemerkt, dass ich keinen Spendenaufruf gemacht habe, nach dem Motto: Gebt mir euer Geld, dann werdet ihr reich. Es geht darum, wie wir mit unseren irdischen Ressourcen so umgehen, dass sie unserer Beziehung zu Gott und unserem geistlichen leben nicht im Wege sind.
Amen
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